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29. Januar 2025
Mitralklappeninsuffizienz bei Chihuahua-Hündin Lilly
Erfolgreiche neue Operationsmethode „TEER mit V-Clamp“ - Eine Geschichte von Hoffnung und Erfolg
Die V-Clamp Operation ist eine innovative Operationsmethode zur Behandlung von Patienten, die an einer Mitralklappeninsuffizienz leiden und ermöglicht eine Verbesserung der Lebensqualität sowie der Überlebenszeit im Vergleich zur klassischen medikamentösen Therapie. In diesem Artikel wird die Geschichte von Lilly erzählt, die schon im Alter von 8 Jahren eine hochgradige Mitralklappeninsuffizienz entwickelt hat und heute mit einer deutlich besseren Herzfunktion weiter und besser leben kann.
Warum der V-Clamp?
Als Tierarzt sind wir täglich mit einer Vielzahl von Herausforderungen und Krankheiten konfrontiert, die das Leben unserer Patienten beeinträchtigen. Manche Fälle, gehen einem besonders ans Herz und zeigen, wie sehr die moderne Tiermedizin in der Lage ist, das Leben eines Tieres zu retten und verbessern.
Ein solcher Fall ist die 8-jährige Chihuahua-Dame Lilly, die mit einer hochgradigen Mitralklappeninsuffizienz im Stadium C uns vorgestellt wurde. Lillys Geschichte ist nicht nur ein Beispiel für die Fortschritte der Tiermedizin, sondern auch für die unermüdliche Liebe und den Einsatz von Tierhaltern, die alles tun, um ihren Tieren ein langes und glückliches Leben zu ermöglichen.
Was ist eine Mitralklappeninsuffizienz?
Die Mitralklappeninsuffizienz ist die häufigste Herzerkrankung, die beim Hund relevant ist, insbesondere bei älteren Patienten und kleineren Hunderassen wie Chihuahuas. Dabei kommt es zu einem Rückfluss von Blut in den linken Vorhof des Herzens, da die Mitralklappe (linke Herzklappe) nicht mehr richtig schließt. Dies führt zu einer Volumenüberladung des Herzens, was zu schwerwiegenden Folgeerscheinungen wie einem Lungenödem (Wasser in der Lunge) führen kann.
Stadium C ist eine fortgeschrittene Form der Erkrankung, bei der das Herz bereits in Mitleidenschaft gezogen ist (für weitere Informationen: s. unter Mitralklappeninsuffizienz beim Hund). Symptome wie Atemnot, Husten und Schwäche sind häufig zu beobachten. Ein Lungenödem tritt auf, wenn sich Flüssigkeit in der Lunge ansammelt und das Atmen erschwert. Lilly zeigte genau diese Symptome, als sie in unsere Praxis kam. Dank des Einsatzes von spezifischen Medikamenten konnten die Beschwerden gelindert werden.
Die klassischen Wirkstoffe, die in diesem Krankheitsstadium eingesetzt werden, sind Entwässerung (Furosemid oder Torasemid), Verstärkung der Pumpkraft (Vetmedin®/Pimobendan) sowie Blutdrucksenkung (ACE-Inhibitoren wie Benazepril, häufig kombiniert mit Spironolacton). Die medikamentöse Therapie hat ihre Grenzen und kann das Fortschreiten der Erkrankung nicht dauerhaft verhindern, sodass die Lebenserwartung meistens reduziert ist.

Vetmedin®, wichtiger Teil der Therapie
Der Weg zur Diagnose und der Beginn der Behandlung der Mitralklappeninsuffizienz
Die Diagnose einer hochgradigen Mitralklappeninsuffizienz erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus Untersuchungen, Röntgenbildern und Echokardiographie (Ultraschalluntersuchung des Herzens). Bei Lilly bestätigten diese Untersuchungen die schwere Erkrankung im fortgeschrittenen Stadium C. Das Herz stellte sich bereits deutlich vergrößert dar, und der Rückfluss von Blut aufgrund der nicht mehr korrekt schließenden Mitralklappe war sehr ausgeprägt.
Nach der Diagnose begann sofort eine medikamentöse Therapie, um Lillys Herzfunktion zu stabilisieren und das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen. Die Medikamente halfen Lilly zunächst, ihren Husten und Kurzatmigkeit durch das Lungenödem zu lindern. Sie konnte wieder normal atmen und war wieder aktiver – aber das war nicht genug. Sie war wieder aktiver, aber nicht so vital, wie es mal war. Ihr Herz litt weiterhin unter der Belastung, und die Lebensqualität, blieb eingeschränkt.
Die Entscheidung für eine Operation: TEER mit V-Clamp
Nach einer eingehenden Besprechung mit Lillys Besitzerin und der Einschätzung von Lillys Gesundheitszustand entschieden wir uns für eine minimalinvasive Operation als langfristige Lösung: die Methode des Transcatheter Edge-to-Edge Repair (TEER) mit dem V-Clamp.
TEER ist ein relativ neues Verfahren, das es ermöglicht, die Mitralklappe ohne die Herzaktivität auszusetzen (ohne Notwendigkeit einer Herzlungenmaschine) zu reparieren. Dabei wird über einen kleinen Schnitt der Brustwand (Minithorakotomie, ca. 3 - 4 cm lang) ein Katheter so platziert, dass mit einem speziellen Clip (der sogenannte V-Clamp), die Klappensegel an der richtigen Stelle fixiert werden können, um den Blutfluss zu regulieren und den Rückfluss zu verhindern. Die Operation wird per 3D-Ultraschalluntersuchung gesteuert, diese erfolgt über die Speiseröhre (Schluckultraschall = Transösophageale Echokardiographie = TEE) und ermöglicht die kontinuierliche Darstellung der Instrumente, ohne das Herz zu eröffnen oder den Brustkorbschnitt zu erweitern zu müssen. Zusätzlich liefert der Ultraschall auch Informationen zur Klappenmorphologie und zur Position der Klappendefekte.
Dieser minimalinvasive Eingriff hat sich bei immer mehr Hunden als äußerst effektiv erwiesen, vor allem bei Patienten, die wie Lilly aufgrund ihrer kleinen Größe und fortgeschrittenen Erkrankung nicht für eine herkömmliche offene Herzoperation in Betracht kommen.
Der V-Clamp ist eine revolutionäre Option für Patienten mit einer Mitralklappeninsuffizienz

Ultraschall - hochgradige Mitralklappeninsuffizienz vor V-Clamp

3D-Ultraschall vor V-Clamp - hochgradiger Prolaps der Mitralklappe

3D-Ultraschall vor V-Clamp - hochgradiger Prolaps der Mitralklappe
Die Vorteile vom V-Clamp
- Minimalinvasiv
- Schnelle Erholungszeit
- Hohe Erfolgsquote
- Besonders schmerzarme Operationsmethode
Der Eingriff und die ersten Ergebnisse
Lilly wurde erfolgreich für die TEER-Operation vorbereitet. Der Eingriff selbst verlief ohne Komplikationen, und schon wenige Tage nach der Operation waren die ersten positiven Veränderungen sichtbar. War die Mitralklappe nun wieder kompetent – das bedeutet, sie schloss wieder fast vollständig und der Blutfluss wurde deutlich verbessert.
Darüber hinaus hatte sich auch die Herzgröße wieder auf ein normales Maß reduziert. Das Herz war nicht mehr überlastet, und die Flüssigkeit, die zuvor in Lillys Lunge eingedrungen war, war verschwunden. „Lillys Herzgröße und Klappenfunktion zeigten sich bereits nach 2 Wochen wieder in der Norm“, bestätigte Kardiologe Ricardo Abrantes ein entscheidender Vorteil dieser Methode ist, dass sie nicht nur die Symptome lindert, sondern auch die Langzeitprognose von Patienten mit Mitralklappeninsuffizienz erheblich verbessert. Lilly hatte nun wieder die Möglichkeit, ein Leben ohne die Einschränkungen der Herzerkrankung zu führen.

Ultraschallaufnahme - minimale Mitraklappeninsuffizienz nach V-Clamp
Lillys Weg zur Genesung und ihr neues Leben mit dem V-Clamp

Lilly am Tag nach der Operation
Nach der Operation begann Lilly eine Phase der Erholung. Dank der minimalinvasiven Technik war die Wundheilung schnell und problemlos. Lilly erholte sich schneller als erwartet und zeigte von Tag zu Tag mehr Energie.
Schon nach wenigen Tagen war der Unterschied deutlich: Lilly konnte wieder länger spazieren gehen, spielte mit ihrer Besitzerin und genoss ihr Leben ohne die vorherigen Einschränkungen. Die Atembeschwerden waren verschwunden, und sie hatte wieder den Appetit auf ein glückliches Leben. Was uns besonders freute, war die Tatsache, dass Lilly im Alter von 8 Jahren ein neues Kapitel in ihrem Leben aufschlagen konnte.
Mit der erfolgreichen Reparatur ihrer Mitralklappe und der Normalisierung ihrer Herzfunktion kann sie die weiteren Jahre ihres Lebens in vollen Zügen genießen.
Fazit: V-Clamp, die Hoffnung für viele Hunde
Lillys Fall zeigt eindrucksvoll, wie weit die Veterinärmedizin heute bereits fortgeschritten ist. Dank moderner minimalinvasiver Techniken wie dem TEER-Verfahren mit V-Clamp können auch Hunde, die früher als unheilbar galten, heute wieder Hoffnung auf ein besseres und längeres Leben haben. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie die medizinische Innovation dazu beiträgt, den Tieren, die uns so viel Liebe und Treue schenken, eine zweite Chance zu geben.
Dank der schnellen Diagnose, der adäquaten medikamentösen Therapie und vor allem der erfolgreichen Operation hat Lilly nun eine erheblich verbesserte Lebensqualität. Ihre Geschichte ist ein lebendiger Beweis dafür, dass selbst bei schweren Erkrankungen immer noch Hoffnung besteht – für das Tier, für den Besitzer und für alle, die sich der Tiermedizin gewidmet haben.
Die Entscheidung für eine medizinische Behandlung ist nie einfach – besonders wenn es um das geliebte Haustier geht. Doch Lillys Geschichte zeigt, dass sich die medizinische Behandlung eines Tieres mehr als lohnt. Sie hat ein neues Leben geschenkt bekommen, und ihre Besitzerin kann nun wieder unbeschwerte Zeit mit ihrer treuen Begleiterin verbringen. Als Tierärzte sind wir stolz darauf, Teil dieser Reise zu sein und hoffen, dass auch weiterhin viele Tiere von den Fortschritten der modernen Tiermedizin profitieren können.
Kennen Sie schon unser Video zum Herzkatheterlabor?
Sehen Sie, wie diese fortschrittlichen Techniken die Lebenserwartung und -qualität unserer vierbeinigen Patienten verbessern/normalisieren. Dieses Video zeigt die wichtigsten Eingriffe, kurz und verständlich erklärt, und richtet sich an betroffene Tierbesitzer, die mehr Information suchen.
RA Kardiologie
Ricardo Abrantes
E-Mail: ra-kardiologie@t-online.de